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«Der Beruf soll zu mir passen, nicht ich zum Beruf»

Nachdem Sladana Mujagic erfolgreich die Ausbildung zur Polymechanikerin EFZ abgeschlossen hatte, absolvierte sie eine Weiterbildung zur dipl. Prozesstechnikerin HF und erkundete dabei auch andere Bildungswege. Heute arbeitet sie als Master Data Coordinator im Bereich Supply Chain Management.

Text: Peter Haas und Irene Reis / Bilder: Christoph Arnet / Video: Zentralschweizer-Berufsbildungsämter-Konferenz ZBK

Publikation im Zebi Magazin, 2. November 2024

Technik, Chemie und Physik hatten Sladana Mujagic schon immer interessiert. Doch als sie nach dem 10. Schuljahr vor der Berufswahl stand, hatte sie keine klare Vorstellung davon, wohin die Reise gehen sollte. Ihren Interessen entsprechend begann sie eine Ausbildung zur Chemie- und Pharmatechnologin bei Roche. Doch bald kam es anders, wie Sladana erklärt: «Direkt gegenüber meiner damaligen Arbeitgeberin lag die Lehrwerkstatt beider Basel. Und diese weckte meine Neugier.» Sladana belegte noch während ihrer Ausbildung als Chemie- und Pharmatechnologin Werkstatt-Kurse, was ihr Interesse für Technik, Maschinenbau sowie manuelles Arbeiten endgültig entfachte. So entschied sie sich, ihren Weg anzupassen und eine Ausbildung als Polymechanikerin bei dieser Lehrwerkstatt zu absolvieren.

_AFG1059.jpg (0.2 MB)Sladana hat ursprünglich Polymechnaikerin gerlernt und arbeitet heute als Master Data Coordinator bei Victorinox.

Lehre und erste Erfahrungen

Sladana gehörte zu den wenigen Frauen, die sich für diesen Beruf entschieden hatten. «In den ersten beiden Jahren waren wir nur zwei Frauen in meiner Klasse, danach war ich sogar die Einzige», erinnert sich die 34-Jährige. Doch das spielte für Sladana keine Rolle. «Für mich war entscheidend, dass ich Spass an der Arbeit habe.» Begeisterung empfand sie insbesondere dann, wenn sie durch ihre Arbeit mit den Händen etwas erschaffen konnte oder etwas nach dem Reparieren wieder funktionierte. Da diese Freude im Vordergrund stand, vermisste sie ein weibliches Vorbild im technischen Umfeld nicht.


«Für mich war entscheidend, dass ich Spass an der Arbeit habe.»

Sladana Mujagic


Der Weg zur Weiterbildung

Nach dem erfolgreichen Lehrabschluss als Polymechanikerin EFZ arbeitete Sladana die ersten vier Jahre temporär bei verschiedenen Unternehmen, bei welchen sie spannende Einblicke in den Arbeitsalltag, insbesondere in der Montage, erhielt. Sie lernte verschiedene Lösungsansätze für ihre Arbeit kennen, zog Vergleiche und überlegte, ob sie die Arbeit genauso angehen würde. «Ich hatte den Drang nach einer weiteren Herausforderung, nach dem nächsten Karriereschritt, und so kam der Gedanke an eine Weiterbildung auf», erklärt sie. Ihre Wahl fiel auf die TEKO, eine höhere Fachschule in der Nähe ihres Wohnorts. «Maschinenbau schien der naheliegendste Weg nach der Polymechaniker-Lehre.» Doch noch während dieser Weiterbildung wurde ihr – ähnlich wie damals in der Lehre – bewusst, dass das «Naheliegendste» nicht genau das ist, was sie will und zu ihr passt. An der TEKO wurde sie schliesslich aufmerksam auf die Weiterbildung Techniker/in HF Unternehmensprozesse, die heute dipl. Prozesstechniker/in HF heisst. «Das war genau das, was ich gesucht hatte», so Sladana. Diese Weiterbildung beinhaltet Projekt- und Qualitätsmanagement sowie Prozessgestaltung und -optimierung, was mehr ihren Vorstellungen entsprach und für sie vielseitiger war.

Arbeit und Studium ergänzten sich

Während der Weiterbildung arbeitete Sladana weiterhin temporär. Dies bot ihr die Flexibilität für das Studium, um etwa während Prüfungs- und Lernphasen weniger zu arbeiten. Im letzten Jahr ihrer Weiterbildung fand sie eine Festanstellung als Polymechanikerin bei der Schleuniger Group in Cham. Dort konnte sie nach der Weiterbildung den nächsten Karriereschritt umsetzen und begann, sich mit dem Thema Stammdaten auseinanderzusetzen. Und: «Ich konnte von der Unterstützung älterer Berufskollegen profitieren, die mich super im Team aufnahmen, ihr Wissen mit mir teilten und mich beim Abschluss unterstützten.»

_AFG1182.jpg (0.2 MB)Sladana bespricht die Prozesse in der Logistik mit ihrer Arbeitskollegin.

Neue Herausforderungen bei Victorinox

Seit April 2023 arbeitet Sladana bei Victorinox in der Abteilung Supply Chain Management als Master Data Coordinator. Ihre Aufgaben: Prozesse optimieren, die Qualität der Stammdaten verbessern und bei diversen Projekten mitwirken. Ihr Wissen aus der Weiterbildung kann sie auch hier optimal einbringen. Ihr gefallen die täglichen Herausforderungen und die Freiheit, sich Ziele zu setzen und Ideen umzusetzen. Was sie besonders an Victorinox schätzt, ist die flache Hierarchie und die Offenheit der Vorgesetzten für Verbesserungsvorschläge.

Frauen in technischen Berufen

Ob in der Schule oder im Arbeitsalltag – als Frau in einem technischen Beruf ist sie nach wie vor in der Minderheit, hat aber eine klare Haltung: «In Teams, in denen man sich kennt, spielt das Geschlecht keine Rolle.» Daher ihr Rat an junge Frauen: «Nicht überlegen, ob ich in den Beruf passe, sondern ob der Beruf zu mir passt.» Diese Einstellung gelte natürlich geschlechterunabhängig, fügt sie an.

Schliesslich hat Sladana – auch wenn sie nie bewusst danach gesucht hat – bei Victorinox auch ein Vorbild gefunden: Michela Argirò, Chief Supply Chain Officer und Mitglied der Victorinox-Geschäftsleitung. «Eine Powerfrau mit umfassender und ausgewiesener Erfahrung im Supply Chain Management, die heute in ihrer Führungsposition für viele ein Vorbild ist.»


Mein Weg

↑ dipl. Prozesstechnikerin HF
↑ Polymechanikerin EFZ


An der Zebi

Tag der Höheren Berufsbildung 
Karriere-Talk «Perspektiven schaffen» mit Sladana
Polymechaniker/in EFZ
TEKO
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