Story

«Die BM war die beste Entscheidung meines Lebens»

Sandra und Tatjana Huber haben als Mutter und Tochter denselben Bildungsweg eingeschlagen: Beide haben sich für eine KV-Lehre entschieden und für die lehrbegleitende Berufsmatura. Eine Entscheidung, die sie nicht bereuen.

Text: Roger Amberg / Bilder: Christoph Arnet
Erschienen im Zebi Magazin 2022, 29.10.2022

«Wie die Mutter, so die Tochter» – was in vielen Fällen einer leeren Phrase entspricht, ist im Fall von Sandra und Tatjana Huber im Hinblick auf den Bildungsweg ein passender Beschrieb. Auch wenn Sandra Huber die Lehre als Kauffrau in der Verwaltung absolviert hat und Tatjana bei einer Bank arbeitet, ist die Ähnlichkeit frappant: Beide lieben den Kundenkontakt, beide absolvierten bzw. absolvieren eine KV-Lehre, beide haben sich für die lehrbegleitende Berufsmaturität entschieden.


«MIT DER BERUFSMATURA STEHEN MIR NACH DER LEHRE ALLE TÜREN OFFEN, ES GIBT UNZÄHLIGE AUSBILDUNGEN UND BERUFLICHE WEGE, DIE MAN EINSCHLAGEN KANN.»

Tatjana Huber


Dass Tochter Tatjana in beruflicher Hinsicht ganz nach Mutter Sandra kommt, ist allerdings kein Zufall. «Ich habe Tatjana schon früh erzählt, dass ich die BM absolviert habe und die Ausbildung super fand», sagt Sandra Huber. Die 45-jährige Luzernerin aus Willisau hat diesen Schritt keine Sekunde bereut: «Das war der beste berufliche Entscheid meines Lebens. Ich wusste, dass sich durch die BM viel mehr Chancen bieten.» Nach bestandener Berufmatura besteht die Möglichkeit, an einer Fachhochschule zu studieren, zudem steht mittels Passarelle auch der Weg an eine Universität offen. Sandra Huber hatte damals die Fachhochschule gewählt und in Luzern Verwaltungsmanagement studiert. Mittlerweile arbeitet die dreifache Mutter nach verschiedenen Stationen im Verwaltungsbereich als Synodalrätin bei der katholischen Landeskirche des Kantons Luzern.

 

Guter Mix aus Beruf und Schule

Während Sandra Huber vor knapp 30 Jahren eine der ersten Personen war, welche die Berufsmatura nach deren Einführung 1993 überhaupt absolvieren durfte, steht ihre 15-jährige Tochter Tatjana erst am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn. Im Sommer hat sie nach dem Abschluss der Sekundarschule (Niveau A) in Willisau eine Lehre als Kauffrau bei der Luzerner Kantonalbank angefangen. Dass sie gleichzeitig auch die Berufsmatura absolviert, war für sie relativ schnell klar. «Mit der Berufsmatura stehen mir nach der Lehre alle Türen offen, es gibt unzählige Ausbildungen und berufliche Wege, die man einschlagen kann.» Unterstützt wurde sie bei ihrer Entscheidung von Mutter Sandra. «Ich habe ihr dazu geraten, die BM zu machen, falls sie die Möglichkeit hat, denn das bringt nur Vorteile.»

Während drei Tagen arbeitet Tatjana aktuell in der Kantonalbank in Willisau, die übrigen zwei Tage besucht sie die Berufsschule. Insbesondere das höhere Tempo sei im Vergleich zur Sekundarschule eine Herausforderung: «Es geht alles viel schneller voran, weil man weniger Zeit für die Behandlung der einzelnen Themen hat als in der Sekundarschule. Zudem muss man selbstständiger sein, man wird weniger geleitet.» Sei sie in der Sekundarschule noch mit wenig Lernen durchgekommen, so müsse sie jetzt viel mehr Zeit dafür investieren.

 

Sport als wichtiger Ausgleich zum Alltag

Viel Freizeit bleibt Tatjana neben Beruf und Schule momentan nicht. Umso wichtiger ist für sie der Sport als Ausgleich zum Alltag. Die passionierte Handballerin spielt beim STV Willisau sogar in zwei Mannschaften – sowohl in der U16 als auch in der U18. Ans Aufhören aufgrund der knappen Freizeit denkt sie aber nicht. «Ich habe von Oberstiften gehört, dass sie wegen der BM mit dem Sport aufgehört haben. Das kann ich mir allerdings nicht vorstellen, denn Sport dient als Ausgleich und man kann nach der Schule abschalten und an etwas anderes denken.» Wichtig sei diese Balance auch bereits vor 30 Jahren gewesen, sagt Sandra Huber. Mit Volleyball hatte auch sie damals einen sportlichen Ausgleich zur Ausbildung gefunden. Inspiration dazu gab Sandras Vater Peter Huber, der auch mit 77 Jahren noch eine Sportskanone sei. «Er macht heute noch mehr Liegestützen als ich», sagt Tatjana schmunzelnd.

 

Ein Plädoyer für die Berufsmatura

Auch wenn Sport ein wichtiger Bestandteil von Tatjanas Leben ist, liegt der Hauptfokus aktuell aber auf der Ausbildung. Eine Ausbildung, bei der man viel fürs Leben mitnehmen kann. Insbesondere das Durchhaltevermögen werde mit der lehrbegleitende Berufsmatura gefördert, sagt Sandra Huber: «Oft ist die Lehrzeit auch anstrengend. Man lernt, dass es nicht immer nur ein Spaziergang ist, sondern auch etwas Biss braucht, um erfolgreich zu sein.» Dieser Aufwand werde dann jedoch damit belohnt, dass einem nach bestandener Berufsmaturität viele Türen offen stehen und man auch in Bewerbungsgesprächen gegenüber Kandidatinnen und Kandidaten ohne Berufsmatura oft im Vorteil ist. Entsprechend empfiehlt Sandra Huber die Berufsmaturität allen, die sich dafür interessieren. Wichtig sei aber immer, dass Freude und Leidenschaft mit dabei sind. Das möchte sie auch ihrer Tochter mit auf den Weg geben: «Tatjana soll immer das machen, was ihr Freude bereitet, und ihre eigenen Entscheidungen treffen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchte. Diesen Ratschlag gebe ich allen Kindern und Jugendlichen mit.»

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