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Berufsmatura schafft neue Möglichkeiten

Colin Schmidlin ist Lernender Zimmermann EFZ bei der Renggli AG in Schötz. Gleichzeitig absolviert er die lehrbegleitende Berufsmaturität. Mit Selbstverantwortung und gutem Zeitmanagement bringt er Schule, Beruf und Vereinsleben unter einen Hut.

Berufsmaturität - mehr drauf!
Luzern, Schweiz

Text: Rahel Niederberger / Bilder: Christoph Arnet 
Publikation im Zebi Magazin, 1. November 2025

Wand-, Boden- und Deckenelemente werden gefertigt, Fenster und Verkleidungen montiert, komplexe Holzkonstruktionen abgebunden. Im Produktionswerk der Renggli AG in Schötz herrscht reges Treiben. Von den 16 Zimmermännern in Ausbildung arbeiten momentan vier Lernende in der Produktion. Colin Schmidlin, Zimmermann im zweiten Lehrjahr, ist einer davon. Mit seinem Team arbeitet er an einem Aussenwandelement. Die Renggli AG als Totalunternehmung im Holzbau stellt wortwörtlich ganze Häuser zusammen von der Ideenentwicklung über die Planung bis hin zur Realisierung. Colin verbringt drei von fünf Arbeitstagen in Schötz. Montags und freitags ist er in Luzern im BBZB: ein Tag für den regulären Berufsschulunterricht und einer für die lehrbegleitende Berufsmaturität 

 

Ein Interesse wird zum Beruf

Weder die Ausbildung zum Zimmermann noch die Berufsmatura, kurz BM, hat Colin Ende der zweiten Oberstufe in Erwägung gezogen. Damals machte der 14-Jährige Schnupperlehren als Informatiker und Zeichner. So richtig passten ihm die beiden Optionen jedoch nicht: «Immer nur im Büro sitzen ist nicht so meins.» Als er in den Sommerferien mit einem Freund das Bienenhaus im Garten der Familie renovierte, wurde ihm schnell klar: Er möchte Zimmermann werden.

Anschliessend machte Colin eine einwöchige Schnupperlehre bei der Renggli AG und bereits Ende der Woche wurde der Lehrvertrag unterzeichnet. Die Entscheidung sei ihm leichtgefallen. «Ich musste nicht viel überlegen, es hat sich richtig angefühlt», sagt Colin rückblickend. Der Vorschlag, zusätzlich die Berufsmatura zu machen, sei jedoch nicht seiner gewesen. Das Angebot kam vom Betrieb, aufgrund seiner guten Schulnoten. 


«Bei der Ausbildung von Lernenden geht es nicht um den Profit.»

Kilian Weibel


Eine gute Lernstrategie spart Zeit

Diese Entscheidung hat Colin bisher nicht bereut: «Der schulische Aufwand ist natürlich grösser als ohne BM, doch mithilfe der richtigen Lernstrategien geht es sehr gut», erklärt Colin. Seine Strategie ist simpel: «Im Unterricht gut mitmachen und alle Hausaufgaben erledigen.» So erspart sich der Egolzwiler etliche Stunden an Prüfungsvorbereitung. Zeit, die er nur zu gut gebrauchen kann und vollumfänglich in den Turnverein Santenberg investiert: Zweimal pro Woche geht es ins Leichtathletik-Training, dreimal ins Geräteturnen und an den übrigen zwei Tagen geht er mit einem Vereinskollegen joggen. Unter der Woche sind also Trainings angesagt, am Wochenende Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen 

 

Eine Frage der Disziplin

Arbeit, Schule und Verein: Die vielen Programmpunkte unter einen Hut zu bringen, fiel Colin jedoch nicht von Anfang an leicht. «Im vergangenen Jahr habe ich gelernt, meine Zeit sinnvoll einzuteilen», erklärt der künftige Zimmermann. Nebst Zeitmanagement seien Selbstverantwortung sowie Disziplin ein Muss, um die lehrbegleitende Berufsmaturität erfolgreich zu absolvieren.

Was für viele nach Stress tönt, ist für Colin mittlerweile der perfekte Ausgleich. Ausserdem hat er sich inzwischen an die körperliche Arbeit als Zimmermann gewöhnt. Nach den ersten Tagen in der Berufswelt sei er jeden Abend komplett ausgelaugt gewesen, nun sei dies jedoch kein Problem mehr. «Nach ein paar Wochen hatte ich meinen Rhythmus gefunden.» 

Ein Mann und ein Junge, beide in weißen und blauen Hemden, stehen zusammen in einer Fabrik, lächeln und diskutieren über etwas auf einer blauen Arbeitsfläche. Im Hintergrund sind andere Arbeiter und Geräte zu sehen.

Colin Schmidlin mit seinem Berufsbildner Kilian Weibel

Eine Chance für die Zukunft

Gefunden hat Colin zudem einen möglichen Weg für nach der Lehre und der Berufsmatura: Sowohl ein Architektur- als auch ein Ingenieurstudium kann sich Colin gut vorstellen.  

Die Türen der Hochschulen stehen ihm offen, deswegen hat er sich für die lehrbegleitende Berufsmaturität entschieden. «Ich wollte mir diese Chance nicht entgehen lassen.» 

 

Eine Investition in die Holzbaubranche

Und wie sieht es beim Arbeitgeber aus? Durch das Absolvieren der BM fehlt Colin ein zusätzlicher Tag bei der Arbeit im Betrieb. Für die Renggli AG kein Nachteil: «Bei der Ausbildung von Lernenden geht es nicht um den Profit», sagt Kilian Weibel, Berufsbildner von Colin. Wenn ein zukünftiger Mitarbeiter des Betriebs die Möglichkeit für eine zusätzliche Weiterbildung hat, wird dies gefördert.

Von den 16 Lernenden absolvieren momentan zwei die lehrbegleitenden Berufsmaturität. Somit fallen nicht allzu viele Arbeitskräfte schulbedingt aus. «Die Lernenden sind nicht nur die Zukunft der Renggli AG, sondern die der gesamten Schweizer Holzbaubranche», weiss Kilian Weibel. Die Investition in den Nachwuchs sei somit zukunftsorientiert.

Selbst wenn sie sich anschliessend für ein Studium entscheiden: «Studierende, die bei der Renggli AG die Lehre durchlaufen haben, helfen in ihren Semesterferien oftmals im Betrieb aus.» Oder sie kehren nach dem Studium dauerhaft zurück. «Als innovativer und wachsender Holzbaubetrieb sind bei uns Fachleute immer gefragt», erklärt Kilian Weibel. Und da sie bereits mit der Arbeit des Unternehmens vertraut sind, fällt die Einarbeitung weg. «Es ist eine Win-win-Situation für beide Seiten», so das Fazit des Berufsbildners.  

 


Mein Weg

Lernender Zimmermann EFZ
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