Story Zebi 2022

Ein Plus für die Berufsmaturität

Um leistungsstarke Jugendliche in ihrer Ausbildung noch stärker zu fördern, soll ihnen der Übergang in die Berufswelt erleichtert werden. Dafür lancieren die Sekundarschule und die Berufsbildung des Kantons Luzern gemeinsam das Projekt «BM SEK+» – ein Gewinn für Jugendliche und Lehrbetriebe.

«Zwei in Einem» – das bekommt man mit der Berufsmaturität (BM). Nach dem BM-Abschluss haben Jugendliche nicht nur einen Beruf erlernt, sondern auch das Eintrittsticket für ein Studium an einer Fachhochschule erworben. Um Ihnen den Übergang von der Sekundarstufe in die Berufswelt noch optimaler zu gestalten, startet nächsten Sommer im Kanton Luzern das Projekt «BM SEK+». Warum die BM sowie das neue Pionierprojekt ein echter Gewinn sind, erklärt Lea Gnos, Leiterin Berufsmaturität, Dienststelle Berufs- und Weiterbildung.

 

Lea Gnos, was ist die Idee hinter dem neuen Projekt «BM SEK+»?

Die «BM SEK+» ist ein Projekt von der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung zusammen mit der Sekundarschule. Gemeinsam wollen wir eine Brücke schlagen zwischen der Volksschule und der Arbeitswelt, damit sich für die Jugendlichen dieser Übergang etwas leichter gestaltet und sie sich noch mehr auf ihre Stärken konzentrieren können.

 

Wie soll das möglich gemacht werden?

Wie die allgemeine BM richtet sich auch die «BM SEK+» an leistungsstarke Jugendliche mit guten Noten. Sie werden bereits in der 3. Sekundarstufe mit der BM starten. Das heisst, sie gehen einmal in der Woche nach Luzern in den BM-Unterricht, besuchen dafür aber in der Sek keine Wahlpflichtfächer mehr. Nach Abschluss der Sekundarstufe starten die Jugendlichen in ihre Berufslehre und besuchen weiterhin an einem Tag pro Woche den BM-Unterricht. Am Ende des 3. Lehrjahrs schliessen sie die BM ab.

 

Welche Vorteile bringt dieser vorzeitige BM-Start?

Für Jugendliche, die bereits früh einen Lehrvertrag unterschrieben haben, bleibt die Motivation und Leistungsbereitschaft auch im letzten Jahr der Sekundarschule hoch. Beim Start der Berufsbildung kennen die Jugendlichen bereits den Lernort BM und sind gut in ihre BM-Klasse integriert. Das entlastet sie während des Lehrstarts. Bei vierjährigen Berufslehren sind sie zudem im 3. Lehrjahr mit der BM fertig und können sich noch mehr im Betrieb einbringen und einen Top-Abschluss hinlegen.

 

Müssen die Jugendlichen bereits einen Lehrvertrag haben, um an die «BM SEK+» aufgenommen zu werden?

Nein, das ist keine Voraussetzung. Aber es muss klar sein, dass die Schülerin oder der Schüler einen technischen oder handwerklichen Beruf erlernen möchte. Eine «BM SEK+»-Teilnahme hilft sogar bei der Lehrstellensuche. Die Lehrbetriebe wissen, dass sie mit «BM SEK+»-Lernenden eine schulisch sehr starke Person mit hohen Selbstkompetenzen rekrutieren. Kommt dann noch das Interesse und die Begabung für den Beruf dazu, sind «BM SEK+»-Schülerinnen und -Schüler ein echter Gewinn für jeden Betrieb.

 

Welche konkreten Fähigkeiten müssen Jugendlichen für die «BM SEK+» mitbringen?

Sicher müssen sie schulisch stark sein. Aber auch Selbstständigkeit und eine gute Organisationsfähigkeit sind wichtig. Den Jugendlichen sowie auch ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten muss klar sein, dass die BM im Allgemeinen und die «BM SEK+» hohe Ansprüche an die Jugendlichen stellt. Nicht jede Schülerin oder jeder Schüler hat Lust darauf – und das ist auch okay, denn die BM kann man auch noch ganz regulär mit Lehrbeginn oder nach der Lehre starten.

 

Wie muss man sich den «BM SEK+»-Unterricht vorstellen?

Im ersten Jahr werden die Fächer Mathematik, Französisch, Englisch, Geschichte & Politik unterrichtet. Drei dieser vier Fächer entsprechen den Sek-Wahlpflichtfächern, welche Schülerinnen und Schüler mit der Perspektive auf die BM sowieso besuchen. Sie lernen also im ersten «BM SEK+»-Jahr das, was sie ansonsten im Wahlpflichtfachunterricht vermittelt bekommen, sowie noch zusätzlichen BM-Stoff. Die Fächer mit einem grösseren Bezug zum Beruf werden erst ab dem 1. Lehrjahr vermittelt. Während der weiteren Lehrzeit kommen dann die Fächer Physik, Chemie, Deutsch oder Wirtschaft & Recht hinzu.

 

Wo sehen Sie die Herausforderungen dieses neuen Projekts?

Es ist nicht ganz einfach, an die Jugendlichen zu gelangen, die für die «BM SEK+» in Frage kommen und sich dann auch motivieren zu können, in der 3. Sek mehr zu leisten (lacht). Daneben gilt es den Eltern, Lehrpersonen sowie Ausbildnern und Ausbildnerinnen in Betrieben das Projekt bekannt zu machen und aufzuzeigen, was es bedeutet, die «BM SEK+» zu absolvieren. Und dann sind wir natürlich gespannt, wie viele Jugendliche sich zwischen Januar und März 2021 für das Pilotprojekt anmelden werden.

 

Was sind die nächsten Schritte des Projekts «BM SEK+»?

Das Projekt ist schweizweit einzigartig. Deshalb gilt es nun, erste Erfahrungen zu sammeln. Wir starten vorerst im Bereich der technischen und handwerklichen Berufe, da wir hier einen grossen Beitrag zur MINT-Förderung leisten können. Die Jugendlichen mit anderen Berufswünschen können die BM vorderhand erst mit Lehrbeginn starten. Wird die «BM SEK+» ein Erfolg, können wir uns gut vorstellen, dieses Modell auch in anderen Berufsfeldern umzusetzen. Selbstverständlich ist auch eine Ausdehnung auf andere Kantone wünschenswert.

 

31.10.2020, Text: Daniela Imsand / Bild v. Lea Gnos: Christoph Arnet, erschienen im upgrade. 
Bild v. Schnuppernachmittag: api media.