Berufslehre

Im Schulzimmer die MEM-Berufe entdecken

Die «Memo und Mema Discovery Lesson» wurde von Swissmechanic Zentralschweiz ins Leben gerufen, um Schülerinnen und Schülern die MEM-Industrie, also die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, näherzubringen. Wir haben im Schulhaus Erlen in Emmen eine «Discovery Lesson» besucht.

Text: Irene Reis / Bilder: Christoph Arnet
Erschienen im Zebi Magazin 2022, 29.10.2022

Es ist Donnerstagnachmittag, 15.05 Uhr im Schulhaus Erlen in Emmen. Ich stehe im Gang, als es klingelt und aus den Klassenzimmern Schülerinnen und Schüler strömen. Es ist grosse Pause. Nur noch im Schulzimmer E.1 ist Mauro Schwegler umringt von Jugendlichen – drei von ihnen dürfen sich einen Metall-Fingerring aussuchen, bevor auch sie in die Pause verschwinden.

Diese Klasse hat soeben die «Memo und Mema Discovery Lesson» beendet. Was es mit dem Ring auf sich hat, erfahren wir in der Lektion nach der Pause, wenn die nächste Klasse zu ihrer «Discovery Lesson» antritt. Mauro lüftet das Klassenzimmer und stellt alles auf Anfang: die Präsentation auf dem interaktiven Whiteboard, die mitgebrachten Utensilien. Auch da werden wir später erfahren, was diese sind.

Ein Vizeschweizermeister präsentiert

Mauro Schwegler ist ausgebildeter Polymechniker und als Swiss-Skills-Silbermedaillengewinner Botschafter der Branche. Er führt die «Memo und Mema Discovery Lesson» bei Schulklassen durch, die in der Berufswahl stecken – und zwar direkt bei ihnen im Schulzimmer.

«Viele Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrpersonen oder Eltern wissen nicht, was die MEM-Branche ist und welche tollen Berufe sie bereithält», erklärt Mauro. Dies wolle der Branchenverband ändern, so das Ziel der Lektionen. Ausserdem seien die Berufe mit vielen Vorurteilen verbunden: Der Produktionsstandort Schweiz habe keine Zukunft, die Aufträge würden in China produziert, der Lohn sei schlecht, man habe keine Karrierechancen. «Diese Punkte stimmen ganz und gar nicht. Diese Missverständnisse wollen wir aus dem Weg räumen.» Und genau deswegen besucht Mauro Schulen und klärt die Klassen auf.

Heute also in Emmen. Dort ist die Themenwoche «Berufswahl» für die achte Schulstufe im Gang. Lehrer Nico Thoma erklärt, weshalb er die Lektion gebucht hat: «Das Ziel der Berufswahlwoche ist es, möglichst viele verschiedene Berufe kennenzulernen. Die ‹Memo und Mema Discovery Lesson› entspricht diesem Ziel, weil gleich sechs Berufe aus einer Branche vorgestellt werden.»

«Was wollt ihr werden?»

15.20 Uhr, es klingelt zum Ende der Pause. Die neue Klasse, die «2e» von Lehrer Nico Thoma, betritt das Schulzimmer für die «Memo und Mema Discovery Lesson». Mauro Schwegler fordert zum Warmwerden die Schülerinnen und Schüler auf, ihre Lieblingsberufe zu notieren. Die Antworten erscheinen gesammelt auf dem Bildschirm. Die Klassiker sind natürlich dabei: KV, Coiffeur, Informatikerin. Aber auch Polymechniker ist zu lesen. Das freut Mauro, ist es doch neben Elektronikerin, Automatiker, Automatikmonteurin, Produktionsmechanikerin und Mechanikpraktiker einer der sechs MEM-Berufe.


«VIELE SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER, ABER AUCH LEHRPERSONEN UND ELTERN WISSEN NICHT, WAS DIE MEM-BRANCHE IST UND WELCHE TOLLEN BERUFE SIE BEREITHÄLT.»

Mauro Schwegler


In der folgenden halben Stunde erläutert er die Lehrberufe, zum Beispiel mit Kurzfilmen, die spannende Aufgaben zeigen: grosse Maschinen bedienen, fräsen, löten, programmieren und montieren. Die Aufmerksamkeit der Jugendlichen ist bei Mauro und den Aufnahmen. «Was war dieser Beruf noch mal?», flüstert eine Schülerin zu ihrem Nachbarn. Die Szene zeigte eine Fräsarbeit des Polymechanikers.

Ein echtes Rega-Teil

Nicht minder imponieren verschiedene Produkttteile, die Mauro präsentiert und die in der Schweiz in der MEM-Branche hergestellt wurden. Ein undefinierbares Metallkonstrukt entpuppt sich als Halter für die Tragen in den Rega-Helikoptern. Auch zeigt er eine Schaltplatte, die normalerweise in einen Lift eingebaut ist und dafür sorgt, dass dieser in das gewünschte Stockwerk fährt. Diese und weitere Teile werden in der Klasse herumgegeben und von Nahem betrachtet. «Gerade wenn es um Präzision und Genauigkeit geht, sind Schweizer MEM-Unternehmen stark gefragt und man will die Teile nicht im Ausland produzieren lassen. Beispielsweise wenn es sich um komplexe Techniken im Flugzeug, Helikopter oder Lift handelt», erklärt Mauro und spricht damit wieder eine Stärke des Schweizer Standorts an. Auch gestellte Fragen über die Anzahl Schultage während der Lehre oder die am meisten verbreiteten Materialien beantwortet er den Schülerinnen und Schülern gern.

Ein geheimnisvolles Geschenk

Im interaktiven Quiz stellt Mauro zum Schluss einige Fragen. Viele richtige Antworten gehen ein – offenbar haben die Schülerinnen und Schüler etwas über die MEM-Branche und die Lehrberufe gelernt. Die drei Jugendlichen mit dem besten Resultat dürfen sich – genau wie bei der Klasse davor – einen Ring, natürlich produziert von MEM-Berufen, abholen. Mauro verrät den Gewinnern, dass sich hinter diesem Ring noch eine Geschichte verbirgt, nämlich die von Memo und Mema, den beiden Comicfiguren der MEM-Branche (hier den Comic lesen).

Die «Discovery Lesson» ist vorbei – und als grundsätzlich begeisterungsfähige Person bemerke auch ich selbst überrascht: Wäre ja auch eine coole Ausbildung gewesen.

Und wie war der Eindruck bei der Klasse? Ich frage einige Tage später bei Klassenlehrer Nico Thoma nach. «Sieben von 20 Schülerinnen und Schülern zeigen Interesse an den vorgestellten Berufen.» Natürlich finden nicht alle Schülerinnen und Schüler die präsentierten Berufe gleich interessant. Doch: «Ich finde es wichtig, dass man während dieser Phase der Berufswahl offen bleibt und verschiedenste Berufe anschaut.» Das kann die Klasse nun auch an der Zebi machen, welche sie besuchen wird und wo einige davon sicher auch bei den MEM-Berufen weitere Eindrücke abholen werden (hier die Berufe von Faszination Technik an der Zebi entdecken).


Memo und Mema Discovery Lesson

Die «Discovery Lesson» ist Teil der Kampagne «Memo und Mema», ein Projekt von Swissmechanic Zentralschweiz. Memo und Mema sind zwei Comicfiguren, die den Schülerinnen und Schülern die MEM-Branche und ihre Ausbildungen erklären. Dabei wird etwa erläutert, was die MEM-Industrie ist, nämlich Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie.

Die MEM-Branche beschäftigt in der Schweiz rund 320’000 Personen, darunter 20’000 Lernende. Folgende Ausbildungen gibt es: Elektroniker/in EFZ (4 Jahre), Automatiker/in EFZ (4 Jahre), Automatikmonteur/in EFZ (3 Jahre), Polymechaniker/in EFZ (4 Jahre), Produktionsmechaniker/in EFZ (3 Jahre), Mechanikpraktiker/in EBA (2 Jahre). Weitere Infos für Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Eltern zur «Discovery Lesson» gibt es unter memoundmema.ch.



Links

zu den Berufen von «Faszination Technik»

zur Memo und Mema Website

zum Memo und Mema Comic