Zebi-Magazin Zebi 2023

Mit höherer Berufsbildung zur Führungskraft

Manuela Eigenmann und Marco Gössi führen beide ein Unternehmen und haben eine höhere Berufsbildung abgeschlossen. Im Porträt erklären sie, weshalb sie sich für diesen Bildungsweg entschieden haben und wie sie von ihrer Ausbildung bei der täglichen Arbeit profitieren können.

Text: Roger Amberg / Bilder: Christoph Arnet
Erschienen im Zebi Magazin 2023, 04.11.2023

Hotel-Restaurant Sonnenberg in Kriens im Frühherbst 2023: Es herrschen sommerliche Temperaturen, die Restaurant-Gäste haben es sich auf der Terrasse gemütlich gemacht und das gut gelaunte Servicepersonal lässt keine kulinarischen Wünsche offen. Im Hintergrund steht Manuela Eigenmann und beobachtet die Szenerie. Seit 2019 ist die 34-Jährige Direktorin des Hotel-Restaurants Sonnenberg und dort für rund 20 Mitarbeitende verantwortlich. Obwohl sie schon länger dabei sei, werde es ihr nie langweilig, sagt sie: «Jeder Tag bietet ganz unterschiedliche Herausforderungen und der Betrieb entwickelt sich stetig weiter. Das alles gefällt mir sehr.»

Szenenwechsel: Auf der Geschäftsstelle der Gössi Carreisen AG in Horw werden Reisen vorbereitet, Kundenanfragen beantwortet und neue Angebote erstellt. Mittendrin: Marco Gössi, Inhaber und Geschäftsführer des Familienunternehmens. 2007 hat der heute 48-Jährige die Geschäftsleitung von seinem Vater und Gründer Xaver Gössi übernommen und ist heute für über 40 Mitarbeitende zuständig. Trotz seiner Aufgaben als Geschäftsführer übernimmt der zweifache Familienvater gelegentlich die Reiseleitung. «Ich bin mit dem Reisen aufgewachsen und mache es auch heute noch sehr gern. Es ist eine gute Abwechslung zum Büroalltag und es wird von den Kundinnen und Kunden sehr geschätzt», so Marco Gössi.

Zwei unterschiedliche Wege zur höheren Fachschule

So unterschiedlich ihre Tätigkeiten sind, so haben Marco Gössi und Manuela Eigenmann doch eines gemeinsam: den Abschluss einer höheren Berufsbildung. Während Marco Gössi die berufsbegleitende Ausbildung zum Betriebsökonomen in Baden gemacht hat, liess sich Manuela Eigenmann zur diplomierten Hôtelière-Restauratrice an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern (SHL) ausbilden. Dabei war für die gebürtige Aargauerin nicht sofort klar, dass sie diese Richtung einschlagen möchte.

Zuerst absolvierte sie eine Lehre als Köchin. Nach erfolgreichem Abschluss entschied sie sich für einen weiteren Schritt: «Ich merkte, dass ich mich weiterbilden wollte und dass die Hotelfachschule der passende Weg für mich ist. Das war definitiv die richtige Entscheidung.»


«Ich habe mir an der höheren Fachschule das Rüstzeug geholt, damit ich das Unternehmen mit einem guten Gefühl führen kann.»

Marco Gössi


Im Gegensatz zu Manuela Eigenmann war der Weg von Marco Gössi schon früh klar. Im Familienunternehmen nahm er bereits als vierjähriger Junge Telefonanrufe entgegen. «Damals hat das Unternehmen nur aus meinen Eltern bestanden. Mein Vater war mit dem Car auf der Strasse unterwegs und meine Mutter hat Kundenanfragen beantwortet. Dabei habe ich sie ab und zu unterstützt.» Seit jeher sei er im Unternehmen eingebunden gewesen. «Ich habe mir nie Gedanken gemacht, was ich beruflich machen möchte. Ich bin zusammen mit dem Unternehmen gewachsen und war immer mit dabei.»

Ausbildung hilft im beruflichen Alltag

Nach der obligatorischen Schule absolvierte Marco Gössi die kaufmännische Handelsschule und war anschliessend in verschiedenen Positionen im Unternehmen tätig. Mitte zwanzig entschied er sich für die Ausbildung zum Betriebsökonomen. Diese sei extrem wertvoll gewesen, wie er erläutert: «Ich habe mir an der höheren Fachschule das Rüstzeug geholt, damit ich das Unternehmen mit einem guten Gefühl führen kann. Vor allem in der Finanzbuchhaltung kann ich extrem vom Gelernten profitieren.»

Auch Manuela Eigenmann blickt durchaus positiv auf ihre Zeit an der Hotelfachschule Luzern zurück: «Durch die vielseitige Ausbildung kann ich in jeder Abteilung mitreden und habe überall Fachwissen. Dies erhöht die Akzeptanz als Chefin», erklärt sie. Dass sie bereits wenige Jahre nach ihrem Abschluss im Alter von 29 Jahren zur Direktorin des Hotel-Restaurants Sonnenberg ernannt wurde, hätte sie damals nicht gedacht: «Ursprünglich hatte ich mal den Gedanken, ein Restaurant zu führen, nun ist es ein Hotel. Dass es gleich so etwas Spezielles wie das Hotel-Restaurant Sonnenberg wird, hätte ich nicht erwartet. Aber umso schöner, dass ich diesen Ort gefunden habe.»

Ein guter Mix aus Theorie und Praxis

An ihrer Ausbildung habe sie vor allem das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis sehr geschätzt, sagt Manuela Eigenmann: «Der praktische Bezug ist in der Hotelfachschule sehr wichtig. Ich konnte das Gelernte jeweils direkt vertiefen. Das hat mir in meiner Entwicklung geholfen.»

Ähnlich sieht das Marco Gössi: «Man findet sich nach der Ausbildung im Berufsleben schnell zurecht.» Er selbst habe in Sachen Kommunikation und Unternehmensführung im Zusammenspiel von Ausbildung und praktischen Erfahrungen einiges gelernt. Genau dies entspricht ihm und seinem Führungsstil. «Ich bin ein Macher und kein Theoretiker. Ich gehe gerne voraus und halte die Fahne hoch, bin aber auch extrem dankbar, wenn ein tolles Produkt entsteht und mich dann mit meinen Mitarbeitenden gemeinsam darüber freuen kann», so Marco Gössi.

Genauso wie Marco Gössi sieht sich auch Manuela Eigenmann als Teamplayerin: «Ich versuche sehr oft, Entscheidungen mit dem Team zu treffen. So kann ich diese breit abstützen und sie werden vom Team getragen.»

Die Unternehmen entwickeln sich weiter

So stehen aktuell bei Manuela Eigenmann wichtige Entscheide an, da sich das Unternehmen klarer positionieren will. Das langjährige Ausbildungsprojekt soll an Bekanntheit gewinnen. Seit 2007 bildet das Hotel-Restaurant Sonnenberg Stellensuchende aus und unterstützt sie bei der beruflichen Integration – seit Kurzem sind auch ukrainische Flüchtlinge Teil davon. «Das Ausbildungsprojekt liegt uns sehr am Herzen. Die Hälfte der Gäste weiss aber vermutlich nicht, dass wir ein Ausbildungsbetrieb sind. Das wollen wir in den nächsten Jahren ändern und unsere Marke stärken», sagt Manuela Eigenmann.


«Durch die vielseitige Ausbildung kann ich in jeder Abteilung mitreden und habe überall Fachwissen.»

Manuela Eigenmann


Auch bei der Gössi Carreisen AG tut sich nach den schwierigen Jahren der Pandemie einiges: «Wir sind erfolgreich unterwegs und dürfen positiv in die Zukunft schauen.» Neben dem Angebot von Reisen in alle Welt entwickelt das Unternehmen zusätzlich seine Infrastrukur weiter: In Horw entsteht ein neues Kundenparkhaus mit 200 Plätzen, einer Cafeteria und einem Reisekino. Die Eröffnung ist für 2024 geplant.

Mein Weg - Manuela Eigenmann

Direktorin Hotel-Restaurant Sonnenberg

Dipl. Hôtelière-Restauratrice

Köchin EFZ

Mein Weg - Marco Gössi

Inhaber und Geschäftsführer Gössi Carreisen AG

Betriebsökonom NKS

Kaufmännische Handelsschule

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