Zebi-Magazin Zebi 2023

Neuer Beruf als Schnittstelle zwischen Business und Technik

Die Schweiz kennt einen neuen Beruf: Entwickler/in digitales Business EFZ. Pablo Adanez-Vera ist einer der Lernenden, die diesen Sommer die Lehre begonnen haben. Zusammen mit seinem Ausbildner Kenneth Staub gab er uns einen Einblick in seine Arbeit bei gleich zwei Ausbildungsbetrieben.

Text: Irene Reis / Bilder: Christoph Arnet
Erschienen im Zebi Magazin 2023, 04.11.2023

Es ist Mittwochnachmittag Ende September. Wie alle zwei Wochen kommt das Team der
blueworks AG in einem Co-Working-Space zu den «Community Days» zusammen. Die Mitarbeitenden tauschen sich über aktuelle Projekte aus, besprechen die nächsten Schritte, übergeben Pendenzen oder diskutieren offene Fragen. Mittendrin: Pablo Adanez-Vera, Lernender Entwickler digitales Business EFZ. Obwohl er erst seit einigen Wochen in der Arbeitswelt ist, ist er fester Bestandteil des Teams. «Es ist schön, mitzuhelfen und schon echte Arbeit zu machen», erklärt er am Sitzungstisch.

pablo2.JPG (0.2 MB)Kenneth Staub (hinten rechts) erläutert am «Community Day» seine Projekte. 

Schnittstelle zwischen Business und Technik

Die blueworks AG begleitet und berät ihre Kundinnen und Kunden bei der Einführung sowie bei Updates der SAP-Software. Das sind grosse Innovationsprojekte, die die Arbeitsprozesse und damit den Arbeitsalltag der Kunden mit den richtigen Tools und Programmen vereinfachen. «Dafür ist der neue Beruf Entwickler/in digitales Business wie für uns gemacht», erklärt Kenneth Staub, Ausbildner von Pablo. Zum Beispiel analysiere der Lernende die vorhandenen Daten, um die momentanen Firmenprozesse mit den Standard-Prozessen abzugleichen. Aufgrund dieser Daten kann die neue Lösung definiert und entwickelt werden. Der Ausbildner Kenneth Staub fasst zusammen: «Entwicklung digitales Business ist die Schnittstelle zwischen Business und Technik, oder anders gesagt zwischen dem Kunden, der die Tools benötigt, und der Entwicklerin, die sie programmiert.»

Zur Hälfte bei fenaco Genossenschaft

Entsprechend sind die «blueworkers», wie sich die Mitarbeitenden selbst nennen, ausserhalb der «Community Days» meist direkt in den Unternehmen der Kundinnen und Kunden für Beratungen oder im Homeoffice. Das macht Pablos Alltag sehr abwechslungsreich. «Er begleitet uns zu Terminen, unterstützt uns bei Beratungen oder übernimmt erste Aufgaben, wenn es darum geht, Software-Anwendungen zu testen», sagt Kenneth Staub.


«Es ist schön, mitzuhelfen und schon echte Arbeit zu machen.»

Pablo Adanez-Vera


Pablo wird im Lehrverbund ausgebildet, was noch mehr Abwechslung für den Lernenden bringt. Jede zweite Woche arbeitet er bei der fenaco Genossenschaft, eine langjährige und grosse Kundin der blueworks AG. Dort ist er im SAP-Team und sieht die genannten Software-Programme direkt im Einsatz. Aktuell unterstützt er den technischen Support. Pablo erzählt: «So lerne ich auch all die Tools und Programme von Grund auf kennen.»

pablo1.JPG (0.1 MB)Ausbildner Kenneth Staub (links) erklärt dem Lernenden Pablo Adanez-Vera eine Aufgabe.

Zukunft der Wirtschaft

Dass er zwei Arbeitgeber und damit verschiedene Arbeitsorte hat, ist für Pablo kein Problem. Im Gegenteil: Er sieht darin grosse Vorteile: «Bei der Fenaco erhalte ich technisches Wissen und bei blueworks Einblicke in die Beratung.» Auch den Arbeitsweg schätzt der Jugendliche, da er sich das Arbeiten unterwegs bereits gewohnt sei und im Zug Zeit dafür habe.


«Für den Beruf braucht es Verständnis, wie eine IT-Landschaft funktioniert, aber auch, wie ein Unternehmen strukturiert ist.»

Kenneth Staub


Auch der Berufsbildner zieht nach den ersten Monaten ein äusserst positives Fazit: «Dieser Beruf hat Zukunft.» Die Wirtschaft brauche Fachleute, die IT-Anwendungen auf bestehende Businessprozesse adaptieren können. Er weiss: «Dafür braucht es Verständnis, wie eine IT-Landschaft funktioniert, aber auch, wie ein Unternehmen strukturiert ist. Wenn man beides versteht, ist das der Schlüssel für effizientere Prozesse in Unternehmen und die eigene berufliche Zukunft.»


DREI FRAGEN AN PABLO

Was gefällt dir besonders gut am Beruf?
Entwickler digitales Business ist irgendwie wie das KV, ohne Buchhaltung, dafür mit Technik und Informatik. Das finde ich persönlich sehr spannend. In einer Beratungsfunktion habe ich ausserdem mit Menschen zu tun. Zudem gefällt mir, was wir in der Schule lernen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir dort so viel selber machen können und nicht nur zuhören müssen. Jedes Mal lösen wir Aufgaben, entwickeln etwas Neues und präsentieren es dann. Die Module passen perfekt zu dem, was ich danach bei der blueworks AG und der fenaco Genossenschaft anwenden kann.

Wie bist du auf den Beruf aufmerksam geworden?
Ich habe das 10. Schuljahr besucht. Dort haben wir viel Zeit erhalten, um uns über Berufe zu informieren und eine Lehrstelle zu suchen. Bei einer Recherche bin ich auf der Plattform «yousty.ch» auf Artikel zu diesem neuen Beruf gestossen und war sofort interessiert. An einem Schnuppertag bei der blueworks AG konnte ich dann eine Idee einer App entwickeln und präsentieren. Das hat total Spass gemacht. Es hat irgendwie einfach gepasst.

Hattest du Bedenken, einen Beruf zu lernen, den es zuvor noch gar nicht gab?
Überhaupt nicht! Eigentlich finde ich es sogar cool, einen komplett neuen Beruf zu lernen und allen erklären zu können, was ich mache. So habe ich die Sicherheit, dass es etwas ist, was es sicher noch lange braucht. In der Berufsschule waren sie sehr gut vorbereitet und man merkt gar nicht, dass es diese Ausbildung zum ersten Mal gibt. Ausserdem habe ich auch viel mit meiner Mutter darüber gesprochen. Weil sie in einem verwandten Bereich gearbeitet hat und selbst viel beruflich unterwegs war, hat sie sich sehr darüber gefreut, dass ich eine ähnliche Richtung einschlage.


MEIN WEG

Lernender Entwickler digitales Business EFZ

10. Schuljahr

Sekundarschule


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