Berufslehre Zebi 2023

Seilbahn-Mechatroniker/in EFZ, Seilbahner/in EBA

Ein Beruf bei der Seilbahn steht für Sonne, Schnee, Abwechslung, Verantwortung, Schneetöffs, Pistenbullies & Helikopter - Action ist also garantiert! Möchtest auch Du dort arbeiten, wo andere Ferien machen? Dann informiere Dich jetzt über die spannenden Berufsbilder in luftiger Höhe.

Was erwartet Dich in diesem Beruf?

Obwohl Seilbahn-Fahrgäste in grosser Höhe unterwegs sind, hat fast niemand ein mulmiges Gefühl dabei. Schliesslich wissen sie: Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass eine Kabine vom Seil fällt. Dieses Sicherheitsgefühl gründet auch auf der Arbeit von Seilbahn-Mechatronikerinnen und Seilbahn Mechatronikern EFZ. Sie überprüfen die Anlagen regelmässig, vom Motor bis zu den Rollen, welche das Seil tragen. Wenn sie Mängel feststellen, reparieren sie die fehlerhaften Teile und montieren sie wieder - so dass die Anlagen weiterhin sicher unterwegs sind. Wenn die Seilbahnen laufen, überwachen die Berufsleute den Betrieb und beheben Störungen schnellstmöglich. Sie beobachten die Wetterlage und stellen den Betrieb ein, wenn dieser nicht mehr sicher ist. Ausserdem sind sie an den Stationen tätig, wo sie z.B. die Gondeln aus der Garage holen - und die Fragen der Gäste freundlich und kompetent beantworten. Seilbahnerinnen und Seilbahner EBA verkaufen Tickets, beraten Gäste, begleiten Gondeln während der Fahrt, bedienen Lifte und reinigen Kabinen. Ausserdem helfen sie mit bei der Wartung und Reparatur der Anlagen.


Arbeitseinsätze und Schulzeiten

Seilbahn-Mechatroniker/in EFZ, Seilbahner/in EBA arbeiten bei Bergbahnen a[[er Grössen - in den riesigen Wintersportgebieten ebenso wie bei kleinen Pendelbahnen. Kleinere Anlagen können oft nicht alle Bereiche der Ausbildung abdecken. Darum ist es üblich, dass die Lernenden für einige Wochen zu einer anderen Bergbahn gehen, um dort die Lücken zu schliessen. Die Berufsfachschule und die überbetrieblichen Kurse finden in Blockkursen statt, und zwar im Ausbildungszentrum von Seilbahnen Schweiz in Meiringen. Während dieser Zeit leben die Lernenden in WG-Zimmern. Sie sind also immer wieder für eine gewisse Zeit von zuhause weg.

Die meisten Bergbahnen haben im Winter Hochsaison, manche hingegen im Sommer. Einige sind ganzjährig geöffnet, andere stellen ihren Betrieb zu gewissen Zeiten ein. Die jährliche Revision zum BeispieI erfolgt dann, wenn es der Betrieb am besten zulässt.

Darum ist die Ausbildung nicht immer gleich intensiv. ln Skigebieten z.B. eignen sich die Lernenden in den ersten Monaten viel Wissen an, denn während der kommenden Hochsaison bewältigen sie bereits gewisse Aufgaben im Einsatz.


Grosse Verantwortung

Seilbahn-Mechatroniker/innen tragen eine grosse Verantwortung. lhre Arbeit ist entscheidend für die Sicherheit der Fahrgäste.

Sie erledigen ihre Aufgaben zwar selbstständig, gehen dabei aber strikt nach Checkliste vor. Auch der eigenen Sicherheit schenken sie grösste Beachtung. Trotz der Arbeiten grosser Höhe konnten so bisher gravierende Unfälle verhindert werden. Die Berufsleute können recht schnell Führungsverantwortung übernehmen, zum Beispiel als Betriebsleiter/in einer einzelnen Anlage.


Kundenkontakt und Sondereinsätze

Neben der technischen Seite haben die Berufsleute häufig Kundenkontakt. Das betrifft vor allem die Seilbahner/innen, welche oft an der Kasse oder als Kabinenbegleitung arbeiten. Doch auch die Seilbahn-Mechatroniker/innen verrichten in der Hochsaison solche Aufgaben. Wochenendarbeit kommt vor, weiI die Bahnen dann am intensivsten genutzt werden. Ausgelernte Berufsleute haben auch administrative Aufgaben: Sie erfassen zum Beispiel Schadensmeldungen oder bestellen Materiat.


Viele Weiterbildungs-Optionen

ln der Deutschschweiz starten pro lahr etwa 24 Jugendliche die Lehre als Seilbahn-Mechatroniker/in EFZ. Bei den Seitbahner/ innen EBA sind es etwa fünf. Der FrauenanteiI ist noch recht niedrig, steigt allerdings.

ln manchen Regionen ist die Nachfrage nach Schnupperlehren sehr gross. Ausgelernte Berufsleute sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gesucht - wegen der breiten technischen Ausbildung auch ausserhalb der Branche.

Beispiele sind das Montieren von Strommasten und Handyantennen. Auch Einsätze in der Seilbahnmontage im Ausland sind mogIich.

Die wichtigste Weiterbildung ist - neben diversen Kursen - die Berufsprüfung als Seilbahnfachmann/-frau. Die Ausbildung kann ein Jahr nach Lehrabschluss begonnen werden. Die Seilbahnfachleute können z.B. die technische Leitung einer grösseren Bergbahn übernehmen. Etwa ein Drittel aller Berufsleute absolviert diese Weiterbildung. Wenige Lernende legen die Berufsmaturität ab und steigen darauf in ein technisches Fachhochschul-Studium ein. Neu gibt es eine Höhere Fachprüfung als Seilbahnmanager/ in, welche die wirtschaftliche Führung von Bergbahnen ermöglicht.


Was gehört zu den Aufgaben dieses Berufes?

  • Technische Pläne lesen
    Die Berufsleute müssen Ort und Funktion der Bestandteile kennen. Dabei helfen ihnen technische Pläne, die sie problemlos interpretieren können. 
  • Messungen an Motor und Steuerung
    lst die Stromspannung hoch genug? Greifen die hydraulischen Bremsen? Für solche Messungen haben die Seilbahn-Mechatroniker/innen spezielle Geräte.
  • Kontrolle der Stützen, Seile und Rollen
    Zuoberst auf den Masten prüfen die Berufsleute, ob die Rollen richtig drehen, die Schrauben fest sitzen und das Tragseil intakt ist.
  • Reparaturarbeiten in der Werkstatt
    Defekte Teile, etwa das Kugellager einer Rolle, werden nicht auf dem Masten repariert, sondern in die Werkstatt gebracht.
  • Reparaturarbeiten an der Anlage
    Einige Teile von Motor und Antrieb sind zu gross, um transportiert zu werden. Die Seilbahn-Mechatroniker/innen reparieren sie vor Ort.
  • Sicherstellen des laufenden Betriebs
    Die Berufsleute machen immer wieder Kontrollgänge an der Anlage. Bei Störungen und Pannen greifen sie entschlossen ein und lösen das Problem.
  • Beraten von Gästen
    Die Berufsleute arbeiten auch an der Kasse der Bergbahnen. Hin und wieder begleiten sie die Gondeln und beantworten die Fragen der Gäste.
  • Administrative Arbeiten
    Reparatur-Protokolle ausfüllen, Schadensmeldungen schreiben, Material bestellen: Auch arbeiten die Berufsleute am PC oder Tablet.


Erfahrungsberichte - Wie ging es nach der Lehre weiter?


Stephan

lch betreue als technischer Leiter die Hälfte der Bergbahnen eines grossen Skigebiets. Auch mein Arbeitsrhythmus unterscheidet sich von Jahreszeit zu Jahreszeit.

lm Winter führe ich bereits früh am Morgen erste Kontrollen durch damit alles bereit ist, wenn der Betrieb startet. Den Tag zu planen, kann ich eigentlich vergessen. lch habe 60 Mitarbeitende, die gleichzeitig im Einsatz sind. lrgendwo taucht fast immer ein Problem auf. Wenn nötig, schaue ich mir die Sache an, beurteile die Störung und organisiere die Reparatur. Auch die Personalführung und -einteilung beansprucht viel Zeit. Wenn sich beispielsweise jemand krank meldet, muss ich sehr schnell Ersatz organisieren - denn mitten im Winter darf keine Bahn stillstehen.

lm Sommer ist alles vieI planbarer. Dann organisiere ich die Revisionen und erstelle einen Zeit- und Budgetplan. Einige Arbeiten muss ich als technischer Leiter begleiten.

Da muss ich die Augen auch bei den besten Mitarbeitenden weit offen halten – denn am Schluss bezeuge ich mit meiner Unterschrift, dass alles korrekt ausgeführt wurde.

lm Sommer bin ich oft auch im Büro, wo ich beispielsweise Materialbestellungen oder die Personalplanung für den Winterbetrieb mache. ln den nächsten Jahren werde ich spannende Neu- und Umbauten von Anlagen auf die Beine stellen dürfen. Darauf freue ich mich sehr.


Pascal:

Direkt nach meiner Lehre absolvierte ich die Weiterbildung als Seilbahnfachmann (BP). Diese Ausbildung ist berufsbegleitend in sechs Blockwochen möglich. Damit besteht die Chance, sehr schnell und mit relativ wenig Aufwand eine Weiterbildung zu absolvieren, mit der man die technische Leitung einer Seilbahn übernehmen kann. lch hatte inzwischen jedoch eine Führungsposition im Tourismus im Auge, zum Berspielim Management einer Bergbahn. Deshalb hohle ich die Berufsmaturität nach und stehe nun mitten in meinem Studium als Wirtschaftsingenieur.

Dieses Studium gibt mir die Kompetenz, mein technisches Wissen in die Weiterentwicklung der Angebote von Tourismusorten einfliessen zu lassen. Gerade Seilbahnen werden heute manchmal von Leuten geführt, die keinen technischen Hintergrund haben. Darum wird aus den Anlagen oft nicht alles herausgeholt, was eigentlich möglich wäre und das Betriebspersonal fühlt sich zuweilen nicht richtig verstanden. WeiI die Lehre als Seilbahn-Mechatroniker ein sehr breites Wissen vermittelt, ist mir der Einstieg ins Studium leichter gefallen. Zwar vermisse ich die Arbeit in der Natur, aber die wirtschaftlichen und technischen lnhalte des Studiums sagen mir sehr zu.


Peter:

Die Weiterbildung als Seilbahnfachmann konnte ich gleich nach meiner Lehre in Angriff nehmen. Danach war mein Berufsleben ein paar Jahre lang zweigeteilt. Im Winter war ich Pistenfahrzeugführer, im Sommer montierte ich in ganz Europa neue Seilbahnen. Seit einem knappen Jahr arbeite ich ganzjährig in einem grossen Skigebiet: lch bin stv. Garagenchef und als solcher hauptsächIich für die Pistenfahrzeuge verantwortlich. lm Winter stehen vor allem Servicearbeiten, regelmässige Kontrollen und Notfallreparaturen an. Das Wissen als Seilbahn-Mechatroniker hilft mir dabei enorm - vorallem im Bereich Hydraulik. ln meinem Team sind neben dem Garagenchef acht Pistenfahrzeugführer. Auch ich habe weiterhin zwei MaI pro Woche Fahrdienst. Und wenn es Nachts einen Schaden gibt, heisst es nochmals raus aus der warmen Stube, auf das Schneemobil und hoch ins Skigebiet, um das Fahrzeug wieder flott zu machen. lm Sommer ist der Tagesablauf regelmässiger.

Wir zerlegen die Pistenfahrzeuge und reparieren die Schäden, die sich den Winter über angehäuft haben. Vor allem das Fahrwerk wird arg strapaziert. Ausserdem gibt es noch die All-Terrain-Vehikel und die Motorschlitten, um die ich mich im Sommer intensiver kümmere. Und auch die Seilbahnen sind dann ein Thema: Bei Revisionsarbeiten bin ich gerne dabei.


Silvan: Mitten im Trubel des Skigebiets von Zermatt ist Silvan ein ruhender Pol. Er hat die Seilbahn-Anlagen im Griff und weiss genau, was im Störungsfall zu tun ist. lm Sommer leitet er ein Team, das die Bahnen kontrolliert und die notwendigen Reparaturen durchführt.

Silvan kontrolliert das Kugellager einer Sesselbahnrolle. Um es zu öffnen, muss er zuerst die restliche Rolle vom Lager abziehen. Dazu benutzt er eine Hydraulikpresse.

Als nächstes ist die Welle eines Seilbahngetriebes an der Reihe, die einige Kratzer abbekommen hat. Mit einer Drehbank entfernt er eine hauchdünne Metallschicht, so dass die Welle wieder wie neu ist. lm Maschinenraum einer Seilbahn misst er schliesslich die Schwingungen der Kugellager des Antriebs.

Das Messgerät würde, falls etwas nicht stimmt, sofort Alarm auslösen - und diesen auch an den Hersteller weitersenden.

Flexibel sein im Winter...

Solche Arbeiten prägen den Arbeitsalltag von Silvan in der Wintersaison."lch repariere kleinere Defekte und führe regelmässige Kontrollen durch. Ausserdem löse ich immer wieder Kolleginnen und Kollegen an den Steuerzentralen der Stationen ab, damit sie mal Pause machen können. Dabei kann ich mich auch gleich überzeugen, ob alle Steuerungseinstellungen korrekt sind und ob alles einwandfrei funktioniert - zum Beispiel, ob der Kuppelmechanismus der Gondelbahn noch richtig arbeitet. Die Wintertage sind immer anders. ln einem grossen Skigebiet gibt es immer wieder kleinere Störungen, die zu beheben sind. Diese haben natürlich Priorität, und darum weiss ich am Morgen eigentlich nie, was ich den Tag über genau machen werde."

... strikt nach Plan im Sommer

lm Sommer ist das ganz anders. Dann sind die grossen Kontrollen und Revisionen der Bahnen fällig, und diese folgen einem genauen Plan. Silvan führt als gelernter Seilbahn-Mechatroniker in dieser Zeit eine kleine Revisions-Equipe. "Wir treffen uns jeden Morgen, ich instruiere die Gruppe und teile die anstehenden Arbeiten auf." Vor allem die Revision der Stützen nimmt viel Zeit in Anspruch. Das heisst aber nicht, dass Silvan im Sommer die ganze Zeit auf den Masten arbeitet. "Die leichteren Teile bauen wir aus und kontrollieren sie in der Werkstatt. Denn erstens sind handwerkliche Arbeiten auf dem Boden einfacher auszuführen - und zweitens haben wir so die Möglichkeit, auch bei schlechtem Wetter zu arbeiten."

Vorsicht vor dem Übermut Während der Sommerzeit gibt es durchaus spektakuläre Arbeiten - die Kontrotle oder sogar Montage von Seilen zum Beispiel. Dafür läuft Silvan manchmal Dutzende von Metern über dem Boden auf dem Zugseil während er sich an den Tragseilen festhält - perfekt gesichert natürlich. Doch es gibt auch relativ monotone Arbeiten, die sich wiederholen: "Jeder Sessel hat eine Klemme, welche ihn am SeiI festhält. Wenn wir diese alle einzeln kontrollieren und neu schmieren, braucht das Tage. Die grösste Herausforderung dabei ist es, die Konzentration zu bewahren. Denn diese Arbeit ist vielleicht nicht so spannend, aber genauso wichtig wie die Seilmontage." Unkonzentriertheit auf Grund von Routine darf also niemals aufkommen schon gar nicht, wenn man in der Höhe arbeitet. Silvan stellt klar: "Meine Arbeit ist eigentlich ungefährlich. Heikel wird es nur, wenn man übermütig wird, das Wetter unterschätzt oder die Sicherung nicht ernst genug nimmt. lch habe weder Schwindel noch Angst - doch es bleibt mir stets bewusst, unter welchen Umständen ich arbeite."